Frühzeitig vorsorgen - Altersvorsorge für Freelancer

Selbstständige genießen viele Freiheiten. Sie können sich ihre Arbeitszeit selbst auswählen, Aufträge frei annehmen oder ihren Arbeitsort selbst bestimmen. Auch gilt das bei der Wahl der Altersvorsorge. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, dass Selbstständige fürs Alter vorsorgen müssen. Allerdings sollte diese Freiheit nicht dazu führen, nicht vorzusorgen, da sonst eine Altersarmut droht. Im Folgenden Artikel zeigen wir Ihnen Ihre Möglichkeiten.

Warum Selbstständige fürs Alter vorsorgen müssen

Auch wenn das Thema in Deutschland regelmäßig diskutiert wird, gibt es für Freelancer keine Rentenversicherungspflicht. Was zunächst nach Unabhängigkeit klingt, kann im Alter schnell zur finanziellen Schieflage werden. Und das hat zwei Gründe: Wenn Selbstständige nichts zurücklegen oder eine Rentenversicherung abschließen, sind sie auf die Grundsicherung angewiesen, sobald sie im Rentenalter nicht mehr arbeiten. Viele Freiberufler sind zudem privatversichert, was die finanzielle Belastung im Alter nochmals erhöht. 

Es ist somit für Freelancer keine Frage, ob sie fürs Alter vorsorgen, sondern nur, wie sie für eine Absicherung im Alter sorgen. Grundsätzlich gilt: Je früher Sie damit anfangen, desto besser. 

Was sie als Freelancer*in bei der Altersvorsorge beachten sollten:

  • Ihr Umsatz geht immer vor: Damit Sie als Selbstständige*r in eine Altersvorsorge einzahlen können, benötigen Sie Umsatz. Daher sollten Sie zuallererst Ihre Selbstständigkeit und einen Kundenstamm aufbauen, bevor Sie mit der Vorsorge beginnen. Je mehr Sie schließlich sicher erwirtschaften und nicht für den täglichen Bedarf und Ihre Fixkosten benötigen, desto mehr können Sie in Ihre Altersabsicherung investieren. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Sie keine langfristigen Verträge mit fester monatlicher Rate für die Altersvorsorge abschließen sollten, bevor Ihr Umsatz nicht stimmt. Ansonsten wird die private Altersvorsorge zu einer finanziellen Belastung. 
  • Existenzsicherung geht vor: Als Freelancer verdienen Sie immer nur dann Geld, wenn Sie arbeiten können. Ergo: Sind Sie krank oder hatten Sie einen Unfall, sind Sie nicht abgesichert. Kümmern Sie sich deshalb am besten noch vor einer Altersvorsorge um eine tragfähige Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeitsversicherung. Denken Sie bei bestimmten Berufen auch an eine Berufshaftpflicht, um sich vor weiteren existenziellen Risiken abzusichern. 
  • Vermeiden Sie Kredite: Sollten Sie noch laufende Kredite bedienen, ist es ratsam, diese zu tilgen, bevor Sie fürs Alter vorsorgen. Schließlich bezahlen Sie nicht nur Ihre Raten, sondern auch Zinsen für den Kredit. Ist der Kredit abbezahlt, steht Ihnen diese Ratenhöhe für die Altersvorsorge zur Verfügung.
  • Setzen Sie auf Flexibilität: Es kann sinnvoll sein, als Freelancer nicht nur auf einen Baustein der privaten Altersvorsorge zu setzen, sondern das Risiko und die finanzielle Belastung zu verteilen. So sollte die Altersvorsorge Ihnen zum Beispiel auch die Möglichkeit geben, im Bedarfsfall Anlagevermögen entnehmen zu können, um dies ohne wie bei einem Kredit Zinsen zu zahlen, für einen Liquiditätsengpass zu nutzen oder um es in eine lukrativere Form der Altersvorsorge zu investieren.

Wie viel Geld sollte ich als Freelancer monatlich für die Altersvorsorge beiseitelegen?

Da sich das Geschäftsmodell von Freelancer*in zu Freelancer*in unterscheidet, lässt sich nicht pauschal beziffern, wie hoch die monatliche Summe sein sollte bzw. welchen Anteil die Altersvorsorge an den Einkünften haben sollte. 

Empfehlenswert ist folgende Vorgehensweise: Sorgen Sie zunächst für ausreichende Liquidität, um immer alle offenen Rechnungen und Ihren Lebensunterhalt bezahlen zu können. Bleibt dann noch Geld übrig, können Sie dieses für unvorhergesehene Ereignisse zurücklegen, beispielsweise, wenn das Notebook beschädigt ist oder bei Ihrem Auto eine kostspielige Reparatur ansteht. Um dieses Geld zurückzulegen, bietet sich ein Tagesgeldkonto an.  

Stehen Ihnen danach noch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, kann ein Teil davon angelegt werden, wie zum Beispiel in Wertpapiere. Im letzten Schritt kann das übriggebliebene Kapital schließlich in langfristige Anlagen wie eine Lebens- bzw. Rentenversicherung investiert werden. Auf diese Summe sollten Sie auf jeden Fall nicht dringend angewiesen sein. Denn dieses Geld werden Sie über viele Jahre hinweg investieren.

Dieses Modell ist natürlich nur ein möglicher Vorschlag. Letztlich hängt es auch von Ihren Einnahmen und Ihren Umsätzen sowie Ihrem Lebensstil und Ihren Investitionen in Ihr Geschäft ab, wie viel Geld Sie monatlich für Ihre Altersvorsorge aufbringen wollen oder können. 

Um Ihnen einen kleinen Anhaltspunkt zu geben: Wenn Sie mit 67 Jahren aufhören wollen, bleiben Ihnen als Frau bei durchschnittlicher Lebenserwartung noch rund 17 Jahre, um Ihren Ruhestand zu genießen. Gehen wir davon aus, dass Sie für einen guten Lebensstandard 3.000 Euro monatlich benötigen. Dann bräuchten Sie für Ihren Lebensabend rund 600.000 Euro. Mit einer ganz einfachen Zinseszinsrechnung müssten Sie monatlich mindestens 600 Euro zurücklegen, wenn Sie mit 27 Jahren starten und die Anlage durchschnittlich mit drei Prozent verzinst wird. Das ist nur ein grobes Beispiel, zeigt jedoch, wie wichtig dieses Thema ist. 

Welche Möglichkeiten haben Selbstständige für die Altersvorsorge?

Berufsständische Versorgungswerke

Wer einen freien Beruf als Selbstständige*r ausübt, kann sich über sein Versorgungswerk absichern. Das gilt zum Beispiel für Architekt*innen, Apotheker*innen, Anwält*innen oder Förster*innen. So können sich beispielsweise Ärzt*innen über die jeweilge Ärztekammer absichern, indem sie als Mitglied einen monatlichen Beitrag bezahlen. Diese wird am Kapitalmarkt angelegt. 

Der Vorteil: Der monatliche Beitrag wird automatisch abgebucht und Sie müssen sich um nichts weiter kümmern. Ebenfalls fallen keine Gebühren für das Rentenprodukt an. 

Eher nachteilig: Die Beiträge sind meist höher und Versicherte können das Geld der Altersvorsorge nicht vorzeitig erhalten. 

Basis-Rente (Rürup-Rente)

Diese staatlich geförderte Rentenversicherung wurde für Selbstständige geschaffen. Diese können nach Abschluss relativ flexibel einzahlen und die Einzahlung so z.B. an die Einkünfte anpassen. 

Die Vorteile: Beiträge für die Rürup-Rente lassen sich von der Steuer absetzen, wodurch die Steuerlast verringert werden kann. Die Einzahlungen sind flexibel.

Eher nachteilig: Die Rürup-Rente lohnt sich mehr für Freelancer mit hohem Einkommen. Die Auszahlung erfolgt nur als lebenslange Rentenzahlung. Eine Einmalzahlung ist nicht möglich. Der Vertrag ist sehr strikt. Eine Auflösung ist nur mit hohen Gebühren möglich. Außerdem müssen dann die Steuervorteile zurückgezahlt werden.

Private Rentenversicherung

Es gibt viele verschiedene Anbieter auf dem Markt, bei welchen Sie eine private Rentenversicherung abschließen können. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle. Manche Anbieter investieren in Fonds, andere in Aktien, wiederum andere nutzen Mischformen. Sie können bei diesen Verträgen auch die Art der Verzinsung wählen oder die Form, wie die Rente später ausgezahlt wird. 

Die Vorteile: Sie können vergleichsweise flexibel zwischen verschiedenen Modellen auswählen.

Eher nachteilig: Für Einsteiger ist der Markt meist etwas unübersichtlich. Manche Anbieter verlangen hohe Gebühren. 

Gesetzliche Rentenversicherung

Vergleichbar mit der Krankenversicherung können sich Selbstständige auch freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. 

Die Vorteile: Auch bei vergleichsweise niedriger Verzinsung lässt sich mit der gesetzlichen Rente sicher vorsorgen.

Eher nachteilig: Wie häufig bei staatlichen Finanzprodukten, ist auch die gesetzliche Rentenversicherung nicht flexibel. Das eingezahlte Geld ist außerdem im Todesfall verloren. 

Immobilien

Die Investition in „Betongold“ wird von vielen Menschen genutzt. Häufig wird dabei ein Modell gewählt, mit welchem nahezu ohne Eigenkapital eine Wohnung mit den Mieteinnahmen abbezahlt wird. Im Alter kann die Wohnung dann selbst bezogen werden, wodurch sich Freelancer die Miete sparen oder sie verkaufen die Immobilie, um von den Einnahmen den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die Vorteile: Immobilien gelten als relativ sicheres Investment, wenn die Preise dafür weiterhin steigen. 

Eher nachteilig: Für den Immobilienkauf wird in der Regel Startkapital benötigt, das nicht viele Freelancer haben - vor allem nicht zu Beginn ihrer Karriere. Eine Immobilie ist mit Zusatzkosten wie Hausgeld oder anderen Nebenkosten verbunden, die oftmals unterschätzt werden. 

Aktien, eigener Vermögensaufbau

Aktien werden in anderen Ländern bereits in hohem Maße für den Vermögensaufbau genutzt. In Deutschland sind viele Anleger eher noch zögerlich. Wer Wertpapiere für die Altersvorsorge nutzen möchte, sollte auf jeden Fall Sicherheit vor Risiko setzen. 

Die Vorteile: Mit Aktien lässt sich eine höhere Rendite als mit klassischen Rentenversicherungen erzielen.

Eher nachteilig: Der Handel mit Aktien setzt ein gewisses Knowhow voraus. Bei renditestarken Wertpapieren ist das Verlustrisiko auch höher. Als Freelancer*in müssen Sie das Börsengeschehen regelmäßig verfolgen. Ein Wertpapierportfolio ist somit mit größerem Aufwand verbunden. Das gilt zum Beispiel auch beim Beachten gängiger Steuerregelungen. 

Es sollte nicht „die eine“ Altersvorsorge für Selbstständige sein

Wenn Sie als Freelancer*in fürs Alter vorsorgen wollen, sollten Sie am besten verschiedene Möglichkeiten nutzen und Ihr Portfolio diversifizieren. So bleiben Sie flexibel. Wichtig ist dabei, dass Sie nur das Geld fürs Alter zurücklegen, auf das Sie nicht angewiesen sind. Die monatlichen Beträge können gerade zu Beginn erst einmal klein sein. Auf die lange Sicht macht jeder Betrag Sinn. Es gilt das Motto: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Es ist immer besser, etwas zurückzulegen als überhaupt nicht vorzusorgen. 

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